18.Tag im Praiosmond, 1040 nach Bosparans Fall, “zu” früher Morgen


Die frühe Sonne schien in die Fenster, als Gwynwen und Ludwig den Gastraum der Taverne betraten. Der Wirt hatte die Spuren des nächtlichen Gelages bereits beseitigt und bereitete das Frühstück vor. Von ihren Begleitern konnten die Beiden noch keine Spur entdecken und setzten sich an ihren angestammten Tisch.

Nach einiger Zeit betrat Rotang mit einem Lächeln auf den Lippen und seinem bekannten sonnigem Gemüt den Gastraum. Dicht gefolgt von Grimbald und den drei Thorwalern die sich erholt und guter Dinge an den Tisch gesellten. Mit etwas Abstand folgte ihnen Quaz’Ra, sichtlich von der vergangenen Nacht gezeichnet, schlich der Achaz wankend auf den Tisch der Gruppe zu. Seinen sonst so agilen Schweif zog er schlaff hinter sich her und ließ sich schwer auf einen der Stühle sinken, als er den Tisch der Gruppe erreicht hatte.


Während sie ein ausgiebiges Frühstück zu sich nahmen, tauschten sie sich über die Ereignisse des vergangenen Tages aus. Sie schilderten Gwynwen und Ludwig die Vorfälle auf dem Hof des Bauern. Von der magischen Apparatur im Keller, den sprechenden Raben, wie Grimbald von einem Dämon besessen, Quaz'Ra attackiert hatte und sie den Untoten Bauern zu seiner ewigen Ruhe verhelfen konnten. Der Ausflug von Gwynwen und Ludwig verlief hingegen ohne Ereignisse.

Nach dem Frühstück entschloss sich die Gruppe, den Vorsteher der Garnison aufzusuchen, um sicherzugehen, dass vom Hof des Bauern keine Gefahr mehr ausgeht.

Das Tor der Garnison wurde von zwei beeindruckend gebauten Soldaten bewacht, die der Gruppe forsch den Zutritt verwehren.

Erst als sich Ludwig als diplomatischer Vertreter ausgab, konnte er die Wachen überzeugen, zum Vorsteher vorgelassen zu werden. Allerdings durften ihn nur Eirik und Quaz’Ra zum Vorsteher begleiten, der Rest der Gruppe musste vor dem Tor warten.

Eine der Wachen führte die drei auf den großen, von Mauern und Türmen eingefassten Innenhof der Garnison, wo sie auf den Vorsteher trafen. Eirik berichtete von den Vorfällen auf dem Hof des Bauern. Als Quaz’Ra seine Kapuze lüftete und den Vorsteher ansprach, wich dieser erschrocken zurück und sie spürten, wie in Windeseile unzählige Augen und Armbrüste auf den Achaz gerichtet waren. Erst nachdem sich der Achaz verbeugte und sich dem Vorsteher vorgestellt hatte, wies dieser die Wachen an die Waffen zu senken. Der Vorsteher zeigte sich für die Unterstützung der Helden dankbar und ließ den Hof des Bauern sichern.

Gwynwen nutzte die Wartezeit, um Grimbald nach den Vorfällen auf dem Hof des Bauern zu befragen, ob er sich erinnern könne, wie es war, von einem Dämon besessen zu sein. Grimbald war es sichtlich unangenehm, über den Vorfall zu sprechen und gab vor, sich an nichts erinnern zu können. Er beschwerte sich eindringlich über die Faszination, die die Gruppe für Magie aufbrachte. Das Gespräch wurde jäh durch die Rückkehr der “Diplomaten” beendet.

Die Helden brachen mit ihren Pferden zum verlassenen Gasthof auf.

Eirik und Grimbald nutzen den Ritt, um ihre stetigen Neckereien weiter auszuführen und zu vertiefen. Quaz’Ra versuchte, den Sinn hinter dem “Ritual” der beiden zu verstehen, Tronde riet ihm, mit einem schelmischen Grinsen, er solle sich zurückhalten, sonst würde er auch Teil des Ritus werden.
Gwynwen genoss die Zeit in der Natur und nutze sich sich mit ihrem Pferd anzufreunden. Erst als Quaz’Ra sie ansprach und fragte, was sie beim Ausflug der beiden gestern Abend erlebt hatten blickte sie auf. Sie berichtete ihm vom Amulett, das sie gestern von der Fremden erhalten hatte und dass sie leider nichts weiteres in Erfahrung bringen konnte. Der Achaz fand es merkwürdig, dass eine Fremde ihnen ein so mächtiges Artefakt überlassen hatte, ohne eine Gegenwert zu verlangen, doch Gwynwen beruhigte ihn.

Nach einiger Zeit wandte sich Eirik an Gwynwen und sprach sie auf den Norrn Stieg an. Er war verwundert wie sie ihm so schnell die Schmerzen nehmen konnte. Etwas verwundert, über die Unkenntnis des jungen Thorwaler, berichtete sie über die Magie, die für sie als Elfe schon fast alltäglich war. Eirik war fasziniert und auch etwas beruhigt, dass der Magie so dunkel und bedrohlich wie er sie auf dem Hof des Bauern erlebt hatte, auch etwas Gutes inne wohnte.

Bald hatten sie den Gasthof erreicht, das alte Gemäuer stand am Wegesrand auf einer Lichtung. Im Grau des Nieselregens konnte man die Ausmaße des Gebäudes gut erkennen. Das Fachwerk stand erhaben auf einer Mauer aus Bruchstein und ragte zwei Geschossig in den Himmel. Einige der Fenster waren zerbrochen, der Giebel hatte sich dem ständigen Ansturm des Windes geneigt und dem Dach fehlten die ein oder andere Schindel. Der Putz war an vielen Stellen abgebröckelt oder war gerissen und die große Eingangstür, die von der Straße gut zu erkennen war, hing deutlich schief in ihrer Zarge. Es war klar, hier lebte schon seit einiger Zeit niemand mehr.


Sie ließen ihre Pferde in sicherem Abstand an der Straße zurück und gingen auf das Gebäude zu. Während Ludwig, Rotang, Grimbald und Asgrim den Gasthof von außen untersuchen, betraten die anderen den Gasthof durch den Haupteingang. Ludwig hatte eine verschlossene Tür gefunden und sie behände mit seinem treuen Dietrich geöffnet. Hinter ihr offenbarte sich eine steile Treppe, die hinab in einen Keller führte. Leise und vorsichtig stieg er die Stufen hinab. Kaum hatte er den ersten Kellerraum betreten, schlug ihm ein beißender Gestank entgegen, der den geruchsempfindlichen Halbelfen zurück ins Freie trieb. Als er wieder im Nieselregen vor der Tür stand, gesellten sich Rotang, Grimbald und Asgrim zu ihm. Gerade als sie den Keller genauer untersuchen wollten, hörten sie den Achaz nach ihnen rufen und sie entschlossen sich gemeinsam mit den Anderen zuerst das Haupthaus zu untersuchen, bevor sie sich hinab in das stinkende Kellerloch begeben würden.


Der Gastraum des alten Hofes sah aus, als ob er über haste verlassen worden wäre. Teppiche und allerlei Dekoration modernen, unbeachtet vor sich hin. Teller, Gläser, Flaschen waren auf den Tischen verteilt, die Schenke gut mit Flaschen und Fässern bestückt, jedoch hatten einige der Regale bereits vor Jahren ihren Dienst versagt, ihr Inhalt in Scherben hinter der Theke verteilt.

Gemeinsam untersuchten sie den Gastraum und Küche ohne irgendwelche Hinweise entdecken zu können.

Am hinteren Ende des Gastraums entdeckte Quaz’Ra eine Treppe die zu der oberen Etage des Gasthofes führt. Er ruft die anderen zu sich und steigt vorsichtig die morschen Stufen empor. Die Alten Bohle ächzten bedrohlich unter den Schritten des Achaz, als er den oberen Flur erreicht und sich nahe der Treppe umsieht.

Bald verteilt sich die Gruppe im oberen Stockwerk und untersucht die Räume.

Als Gwynwen die Tür zu einem der hinteren Räume aufstieß, wurde sie von einer meute riesiger Ratten attackiert. Die erste Ratte konnte sie mit einem eleganten Hieb ihres Rapiers erledigen. Dann zog sich Gwynwen auf den Flur zurück und suchte die Unterstützung ihrer Gefährten. Schnell eilten sie ihr zur Hilfe, Quaz’Ra attackierte eines der Tiere mit seinem Kampfstab, verfehlte es jedoch. Der morsche Boden des Gasthauses hielt dem Schlag nicht stand. Unter lautem Getöse stürzte der Achaz mit einem Teil des Bodens hinab in den darunterliegenden Gastraum. Nur knapp verfehlten die Trümmer Rotang, der den Raum noch weiter untersucht hatte. Während sich Quaz’Ra leicht benommen aus den Trümmern befreite und versuchte die Ereignisse zu verstehen, konnten die Anderen der Rattenplage Herr werden und schon bald war das letzte Tier erlegt.

Nachdem sie auch im oberen Geschoss des Hauses keine neuen Hinweise ausfindig machen konnten, entschlossen sie sich, als nächstes den stinkenden Keller zu untersuchen.

Schon bald standen sie vor der Stiege, die hinab in den Keller führte. Der Keller war von einem üblen Geruch nach Verwesung und Schwefel erfüllt. Eirik und Rotang hatten bereits ihre Fackeln entzündet, doch vermochten sie den Raum nur spärlich zu erleuchten. Ludwig schlich sich tiefer in den Raum, der ehemals wohl als Weinkeller und Vorratskeller diente.

Gwynwen konzentrierte sich auf die Dunkelheit auf, mit ihrem feinen Gehör konnte sie einen leisen Herzschlag und ein flaches Atmen vernehmen, vielleicht ein Tier, das in der Dunkelheit schlief? Bevor sie Ludwig warnen konnte, hatte er den Raum bereits halb durchquert. Plötzlich schreckte Gwynwen auf der Herzschlag wurde Kräftiger der Atem unregelmäßig, was auch immer in der Dunkelheit lauerte, es hatte Ludwig entdeckt und war bereitete sich auf den Angriff vor.

Laut rief sie Ludwig zu um ihn vor der Gefahr zu warnen, in diesem Moment sprang ein riesiger Schatten auf den Halbelf zu. War das der Drache, nach dem sie suchten?


Im Schein der Fackeln konnten sie das Ungetüm nun erkennen, ein sechsbeiniger Tatzelwurm attackierte den zierlichen Halbelf. Ludwig blieb vom Biss des Monsters verschont, doch der weit ausladende Schwanz des Monsters traf Eirik unvorbereitet. Der junge Thorwaler schaffte es noch, seinen Schild zu erheben, jedoch schleuderte die Wucht des Schlages ihn rücklings gegen ein leeres Fass.

Grimbald konnte seine Freude über den Kampf gegen einen der verhassten Drachen nicht verbergen und rannte laut grölend auf das Monster zu. Auch Rotang, Tronde und Asgrim brachten sich in Position, den Tatzelwurm zu bekämpfen. Asgrim stellte sich schützend vor seinen Bruder, der sich schwer angeschlagen wieder aufrappelte. Der Kampf war im vollen Gange, Gwynwen und Ludwig setzten dem Ungeheuer im Fernkampf zu. Eirik schleuderte ein Wurfmesser, das er präzise in eine Lücke des Schuppenkleids des Tazelwurms platzierte.

Grimbald nutzte die Gelegenheit und trieb die Klinge mit einem mächtigen Schlag tief in die Flanke des Monsters. Quaz’Ra hielt sich im Hintergrund, als sein Schweif einen Stein vom Boden aufhob und ihm in die rechte Hand legte. Er schwenkte seinen Obsidian mit der Linken über dem Stein und starrte auf den Gegner. Unter einem scharfen Zischen schleuderte er den Stein auf den Kopf des Gegners. Mit einem lauten Knall barst das magieerfüllte Geschoss am Kopf des Tatzelwurms und warf den Riesen zu Boden. Die Helden nutzten die Gelegenheit dem Monster zuzusehen. Eirik platzierte ein weiteres Wurfmesser am Kopf des Drachen und Grimbald ließ es sich nicht nehmen, es tief ins Fleisch zu treiben.

Gwynwen eilte zum schwerverletzten Eirik, um ihm mit einem Balsam die größten Wunden zu nehmen. Der so neu erstarkte Thorwaler stürzte unverzagt auf den Drachen zu und traf ihn schwer an der Schulter. Der Tatzelwurm rappelte sich auf, um sich an Eirik zu rächen, doch verfehlte ihn, zu groß waren die Schmerzen und zu tief die klaffenden Wunden. Trotz der schweren Treffer der anderen Helden blieb die Kreatur auf den jungen Thorwaler fixiert.

Als wäre es eine persönliche Fehde zwischen ihr und dem jungen Mann, schlug sie Eirik mit ihrer mächtigen Pranke.

Schwer getroffen, taumelte er einen Schritt zurück. Er war zwar schwer verwundet, doch sein Wille war ungebrochen. Mit letzter Kraft erhob Eirik die Klinge und stieß sie dem Monster entgegen. Dieser Hieb sollte die Entscheidung bringen, unter laute Kreischen brach der Tatzelwurm zusammen, als die Klinge durch das Auge in den Schädel des Ungetüms eindrang.

Die Helden hatten abermals den Sieg erringen können.


Während ein Teil der Gruppe im Freudentaumel begann, sich Trophäen zu sichern, durchsuchten Gwynwen und Ludwig den Raum, indem der Tatzelwurm zuvor gelauert hatte.

Sie entdeckten ein Schreiben, das den Plan einer Verschwörung gegen Heldentrutz aufzeigt.

Der Tatzelwurm war scheinbar eine Mutter, sie würde mit ihrem Ei in die Stadt gelockt werden. Dort sollte einer der Verschwörer als Held auftreten und das Monster besiegen. Dem Ork Blaufell wurde in dem Schreiben aufgetragen, das Ei in die Stadt zu schmuggeln.

Zwar hatten die Helden die unmittelbare Gefahr für die Stadt abgewendet, doch wussten sie nicht, wem sie nun vertrauen konnten.

Ihnen blieb nur wenig Zeit, wollten sie den Verschwörern auf die Schliche kommen.